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Was ist der rebellische Unterschied zwischen Punk und Punk?

Punk Rock war (und ist teils) eine Bewegung die sich in zwei Stränge aufteilen lässt, einmal eine kommerziell orientierte Abzweigung, die durch Bands wie die Sex Pistols am stärksten repräsentiert wurde, und auf der anderen Seite die unverbesserlichen politisch aufmüfpigen Idealisten, wie sie in der Band Crass ihre bekannteste Formation fanden. Aus diesen zwei Hauptsträngen zweigten die meisten der anderen innerhalb der Bewegung agierenden Bands ab.

Aus diesen beiden originalen Zweigen herleitend, hat sich heute in Anlehnung an den Mythos dieser Bewegung (und vielleicht auch dem seiner musikalischen Ableger wie Straight Edge), eine dritte verwässerte Variante des „Punk“ entwickelt, und zwar eine Counterfeit-Variante des Punk-Rock, die keinerlei der Grundimpulse dessen mehr aufweist, was die eingetümlich politische Protestbewegung in ihrer ersten oder tatsächlichen Erscheinungsphase ausmachte. Der zweitere, der mehr politische Strang der Punk-Bewegung weist ein beachtliches Kontunuum auf und zu diesem gehören zahllose Bands und Hardcore Varianten über die man mindestens einen weiteren Blogeintrag schreiben müsste.

Punk war echterweise so etwas wie eine individualitsierte Grassroots-Revolution auf kultureller Ebene. Die Punkbewegung hatte sich in den späten 1970ern aus einer Art intuitiven Sinnempfinden dafür entwickelt, dass ein kultureller Ausdruck eines Einzelnen, in dem Moment in dem er dem „System“ zuwiderläuft, tatsächlich politische Wirkung erzielen kann. Dabei konnte dieses Zuwiderlaufen gegen das Establishment ein reiner Antagonismus sein oder in simpler doch klarer Weise neue kritisch-reflektierende Wege aufweisen.

Der Unterschied zwischen Antagonismus oder kritischer Reflektion liegt hier:

Das Individuum stellt sich den gesellschaftlichen Problemen und Fragen, mit denen es sich konfrontiert sieht 1. in einer selbst gewählten Perspektive, aber 2. in welcher Perspektive?

a.) In einer, die sich selbst nicht kritisch sieht, dafür aber das „System“ kritisiert, oder
b.) das Individuum positioniert sich in der Warte der Person, die zwar grundzätzlich individualisiert ist, sich aber kritisch in ihrem Selbst-Sein (in einer Beleuchtung dessen, was Anpassung bedeutet) hinterfragt und diese Fähigkeit zur Eigenkritik überträgt sie mit auf das „System“ als eine Metakritik.

Da die Stärke der ersten Punkbewegung in der Fähigkeit zu einer Kritik des Ganzen durch den Einzelnen lag, verliert sich der Sinn der Bewegung sobald der Kommezialismus greift, weil – abgesehen von der eigentlichen Anti-Kommerzialität der Punk-Rock-Ästetik – das Individuum in seiner postulierten Eigekreativität im Denken seinen Sinn selbst erzeugen will und daher keinem Mainstream unterliegen kann, sondern stattdessen nach alternativen Wegen suchen muss.

Die Sex Pistols haben das antikommerzielle freilich untergraben mit ihrem „Great Rock and Roll Swindle“, in dem sie auf künstlerische Weise in diesem ihrem musikalischen Filmprojekt behaupteten sie könnten ein kommerzielles Plattenlabel benutzen allein um so etwas wie den klassischen „Rockbandkult“ und das Musikbusiness von innen her bloßzustellen.

Der Sound der Sex Pistols blieb am musikalisch Herkömmlichen haften. Die interessantesten Punk-Rock Tracks kennzeichneten sich aber gerade durch ihre Ferne zur gewohnten Eingängigkeit der kommerziellen Musik in den „normalen“ Charts.

 

 

Wo geht die Bewegung heute weiter? Bei ihren Akteuren. Zum Beispiel:

Crass – http://www.southern.com/southern/label/CRC/ , zum Beispiel: http://www.bracketpress.co.uk/

Crass hat sich inzwischen selbst zur Punk-Marke erhoben, Sountern Records ist verbändelt mit einer Gourmet-Firma, das alte Ideal vom revoltierenden Punk ist bei Ihnen nun mehr Schein als Sein.

und die Sex Pistols http://www.sexpistolsofficial.com/ – zum Beispiel: http://www.johnlydon.com/

Komerziell vermarktet – indem sie die Verbreitung ihrer Musik größeren Plattenlabels überließen –, haben sich außer den Sex Pistols Bands wie Exploited (die ehemals eine Skinheadnahe-Band waren), G.B.H., Anti-Nowhere League, Siouxsie and the Banshees, English Dogs, The Damned, usw.

Zu den Bands deren politisches Statement sich im Musikveröffentlichen über Independent Labels ausdrückte, gehörten zum Besipiel: Flux of Pink Indians, Conflict, Rudimentary Peni, The Cravats, Subhumans, Six Minute War, Cassette, Bastards, Crucifix, Demob, The Apostles usw. usf.

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