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Antispe statt Pop

Antispe statt Pop

Eine Haltung zum Thema Antispe gegen Popkultur und seine oftmals tierhass-relativierenden Haltungen

Haltung zeigen, und/oder Fragen unterschiedlicher Haltungen, die letztendlich als Türöffner speziesistischer Lobbygruppen wie Jagd, Antivegan, usw. bewusst oder teilbewusst fungieren.

„Klar machen die da Unterschiede“ zwischen Menschen und Nichtmenschen. Normalisierte Taxidermie: gebt euch doch gleich die Hand Leute. Aber ‚ACAB‘ und ‚NZS‘ sind anders. Die Kehrseite des > Anti-Analogismus – dieser herrscht in gewissen Punkten, nämlich im Punkt der Basis für Recht, vor allem dem Autonomierecht, was heißt nicht objektifiziert zu werden.

Taxidermie als ideologisch beladener Teil anthropogener Masse

„Aber das ist doch so und so gemeint.“

Im Vorab: Wer den edukativen Wert von Tierobjektifizierung in seinem Antwortenkatalog über Taxidermie mit einbringen will, dem sollte klar sein, dass er vermutlich im Falle menschlicher Präparate eine Zustimmung fordern würde oder müsste, um sich ethisch absichern zu können.

Die Instrumentalisierung für Ideen, die Menschen hegen, das gleichzeitige Aufzwingen in ein menschliches System eingebaut zu werden, widerspricht tierlicher Autonomie und schlichtweg der Anerkennung dieser. Nur in einer > hegemonial anthropozentrischen > Sichtweise, stellt die grundsätzliche Frage darüber, was Menschen und warum Menschen etwas berechtig die Welt zu instrumentalisieren, für als jeweils „relevant“ befundene Zwecke, und warum eine grundsätzliche Infragestellung solch eines „Rechts zur Instrumentalisierung“ als irrelevant im Abseits ethischer Fragen sekundarisiert werden darf, keinen Verstoß gegen irgendein bedeutsamen ethisches Prinzip eigener gedanklicher Ordnung dar.

Eine Kette entwertender Priorisierung hegemonial-anthropogener Interessen darf das in der Regel. Dies ist immer wieder im Duktus tierobjektifizierender Argumentationsstränge herauszulesen, wie in diesem popart-bedienendem Beispiel, der als Catcher mit folgender Aussage für Enttäuschung und Verwirrung unter den Tierfreunden sorgen möchte: „Die Taxidermie wird in der Regel mit der Begründung abgelehnt, dass die sichtbare Tierhaut eine Geste der Objektivierung und der Vorherrschaft des Menschen über das Tier darstellt.“ > https://www.full-bleed.org/feature-botched-taxidermy. Der Autor vermittelt damit, er habe die Kritik an der dort genannten tierlich taxidermischen Objektkunst verstanden, aber genau an diesem Beispiel wird sehr klar, dass Speziesismus und Antispeziesismus schlichtweg Fragen der Haltung und nicht des Unisonos irgendwelcher Übereinkünfte von Menschen gegenüber Nichtmenschen darstellen.

Die Haltung von hartgesottenen Tierrechtler_innen treffen wir nicht in der Popkultur vor – der Vorhut von Kulturindustrie und Kunstmarkt. Und in Deutschland/AU/CH treffen wir diese auch nicht vor, selbst wenn sich Pop-Kultur überaus subversiv und punk-artig gibt. In Deutschland z.B. scheinen die Leute sich selbst ihren Speziesismus, Tierobjektifizierung, usw. einkonditionieren zu wollen.

Bands, die sich kritisch mit dem Themenkomplex auseinandersetzen, mit teildeutscher Besetzung, soweit uns bekannt ist – in den 1980ern beispielsweise haben wir bislang keine solcher Exemplare im deutschsprachigen Raum gefunden, in Österreich hingegen sogar nur ein krasses Gegenteil (…) – werden wenig beachtet.

Diese zwei Bands, die uns bekannt sind, an die wir hier denken, sind als hervorstechend positive Exemplare in Sachen Antispe wahrnehmbar und kommen/kamen in der Hinsicht überzeugend rüber:

Uro mit ihrem Track El Matador und the Fight mit Can’t look at your plate

https://www.discogs.com/de/master/307013-The-Fight-Maldicion

https://www.discogs.com/de/master/1341722-Uro-Revolutions-Romantik

Irgendwo signalisieren die meisten Band, die mehr auffallen in verwandter Richtung aber immer einen expliziten blatanten Speziesismus / Tierhass. Hier ist nun hingegen also ein Beispiel einer Band die, die Taxidermie in einem ihrer Videos, neben kombinierter ostentativer subversiv gemeinter Ansagen und  subtilen antifaschistischen Stickern aber gleichermaßen subtil humorig den taxidermisch präparierten Kopf eines Keilers mit kleiner Diskokugel am Zahn als Einzelmotiv mit in einem ihrer Videos einblenden, in einem Song, in dem es um menschliches Datingverhalten im vermutlich eigenen Milieu geht.

Screenshot: Suck – Gimme your number

Was man nicht wissen muss, wenn man sich nicht in solchen sozialen Codices bewegt? Und wer denkt schon selbst, statt mitzulachen. Dass Taxidermie ein fest codiertes Symbol – in echt – darstellt, ist uns aus den Diskussionen betreffend Menschen und Tieren bekannt. Hervorzuheben ist die Thematisierung des Gegenstandes in Aph Kos Racism as Zoological Witchcraft (2019), in dem das ganze Motiv des Buches, mit kritisch emanzipativen Blick, Bezug auf eine zugrunde liegende Problematik seitens der Psychologie solcher besonderen Art der okkupativen Psychologie von Akteuren nimmt.

[Screenshot: Warum wir mit Menschen keine Taxidermie machen. Google, Englisch. Wobei das nicht hundertprozentig stimmt, wenn wir die Plastinierung von Menschen, die mit der Zustimmung von Menschen vorgenommen werden kann, auch in diese Gesamtkategorie mit hineinpacken, etc.]

Zahlreiche Beispiele von Taxidermie im Rahmen den Themas Speziesismus und Kunst thematisieren wir in > Edition Farangis: Philozoe. Volume 3, No. 1, January 2024. Animalistic Issue > Art and Speciesism 1 > https://farangis.de/philozoe/edition_farangis_philozoe_EN_2024_1.pdf.

Dass es die Norm aktuell in der deutschsprachigen Pop/Punk/Metal-whatever-Szene ist – ich spreche hier sogar eher von Räumen eines neuen deutschen Spießertums, was deren inhaltliche Ausrichtungen hinter einer upgedateten Persilscheinmoral anbetrifft – Antispeziesismus konstant zu sekundarisieren und dabei sogar Gegenteiliges und Kontraproduktives zu gerieren, ist vor allem deswegen zu verurteilen, weil solch eine besondere Einheitlichkeit und Konstanz in dieser Vorgehensweise ‚Weltanschauung gegenseitig zu prägen‘ besteht. Sozialisierung ist hierzulande wichtig, wenn Du Dich hier sozialisierst, wirst Du das Schweigen in dem Punkt mitzutolerieren und mitzubagatellisieren haben. Eine unglaubwürdige Haltung, was soziale Gerechtigkeit im Jahr 2024 anbetrifft. Immerhin fordern Kulturschaffende wie Sunaura Taylor, die sich in der progressiven Szene Rang und Namen verschafft hat, dass Tierbefreiung und Tierrechte mit in die Bewegungen für soziale Gerechtigkeit für die Erzielung gemeinsamer Interessen, insbesondere im Hinblick auf die Umwelt, mit einbezogen werden sollten, und ich glaube sie tut das schon über einen längeren und sehr sichtbaren Zeitraum hinweg > https://sunaurataylor.net/.

Vielleicht bildet gerade die Verbindung von Popkultur, Eigenlegitimation und Neospießertum mit Taxidermie ihr typischstes und kennzeichnendstes Merkmal ab. Die Menschenrechtsfrage relativ hochpoliert, die Tierfrage in eine verkehrende Perversion in Bruchstücken und zu Bruchstücken hin relativiert und untergrabbar, damit ein ‚Weiter so‘ unter gutem Vorzeichen stattfinden kann. Genau im Anthropozän.

Popkultur und Rechte [im grundphilosophischen und nicht im politischen Sinne versteht sich]

Eine interessante Thematisierung vor dem heute populären Hintergrund „sozialer Gerechtigkeit“ betrachtet ist > Interspecies Blendings and Resurrections: Material Histories of Disability and Race in Taxidermy Art von Miranda Niittynen > https://cjds.uwaterloo.ca/index.php/cjds/article/view/627

wobei Niittynen epistemische Instrumentalisierung sowie kosmologische Zugänge nicht hundertprozentig und unter allen Umständen als eine Objektifizierung für menschliche Zwecke auszuschließen scheint, … was leider, so muss man sagen, auch gezielt die für die in den HAS (Human Animal Studies) so typischen Unterscheidungen – die sich auf merkwürdiger Ebene in tierlichen und menschlichen Räumen zu bewegen zulassen – zu stehen scheint, wenn es um den Umgang mit Kontinuen (tiersoziologische Fragen) geht. D.h. hier wird keine Korrektur von Fehlernangestrebt, sondern lediglich das Steuer erhält einen neuen Drall.

Würden wir aber beim dekolonialen Ansatz Sonderrechte nur im Falle Mensch, der über andere Spezies entscheiden darf, anstreben, würde sich ein innerer Widerspruch entwickeln, siehe dazu allgemein Syl Ko spezies-subjektivistischen Ansatz in:

Tierautonomie, Jg. 8 (2021), Heft 1. Syl Ko und Lindgren Johnson : Eine Rezentrierung des Menschen, PDF https://simorgh.de/tierautonomie/JG8_2021_1.pdf; HTML https://simorgh.de/about/syl-ko-und-lindgren-johnson-rezentrierung-des-menschen/

Tierautonomie, Jg. 8 (2021), Heft 2. Syl Ko with Lindgren Johnson : Re-centering the Human, PDF https://simorgh.de/tierautonomie/JG8_2021_2.pdf; HTML https://simorgh.de/about/syl-ko-with-lindgren-johnson-re-centering-the-human/

Und z.B. Ansätze wie der von Billy-Ray Belcourt >
Animal Bodies, Colonial Subjects: (Re)Locating Animality in Decolonial Thought (2014)

https://www.researchgate.net/publication/
307841644_Animal_Bodies_Colonial_Subjects_ReLocating_Animality_in_Decolonial_Thought

… der sogar soweit geht die kritischen Tierstudien für einen Mangel oder einem Fehlen eines dekolonialen Ansatzes zu kritisieren, weil der Perspektivansatz kulturell fortlaufend zu einseitig erscheint … : An Indigenous critique of Critical Animal Studies

https://www.taylorfrancis.com/books/e/9781003013891/chapters/10.4324/9781003013891-1

… was nicht weniger bedeutet, als dass neues Denken nicht einfach heißt, wir übertragen unseren alten Speziesismus, egal in welchen Gewändern, nun einfach in die neuen populäreren Kulturbilder, die wir uns so machen.