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Ethnologie ist auch so ein recht glattes Eis

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Ethnologie ist auch so ein recht glattes Eis

Die Ethnologen bewegen sich auf dünnem Grund, daher wollen sie keine Gesamtsicht über Zusammenhänge im Rassismus. Manche Ethnologen möchten ihn ihrer Disziplin oder aus dieser heraus den Begriff „race“ im Englischen komplett vom deutschen Begriff „Rasse“ trennen. Geschichtlich ist das problematisch.

Politisch ist es auch problematisch, da man Deutschland damit freundlich unterstellen würde, es gäbe keinerlei Kontinuitäten von den Wurzeln des völkisch-deutschen Rassismus zum völkischen NS-Rassismus zum Rassismus in der Gegenwart in der BRD und anderen Ländern, die über die Sprache und Kultur in ein nahes Verhältnis gesetzt werden können, kulturell.

Auch globalpolitisch sollte man Zusammenhänge – besonders aus Sicht von rassistischer-Diskriminierung-betroffener-Gruppen – kontextualisieren, und dabei kann das große Kapitel des völkisch-deutschen „Rasse“-Denkens nicht außen vor gelassen werden, schlichtweg, weil das heiße Eisen noch viel zu wenig angerührt wird.

Wenn der Rassismusdiskurs und die kritische Aufarbeitung in den englischsprachigen Ländern den Begriff „race“ politisiert verwenden und prägen kann, dann muss das hier für rassismuskritische Betroffene ebenso machbar sein. Wer hat die Hoheit darüber, wie Empfindlichkeiten verlaufen sollten und wo der Teppich über eine peinliche Gegenwart gelegt werden sollte, indem man die Perspektive der politischen Wehrhaftigkeit sich nicht sprachlich vergleichbar ausdrücken lässt?

Rassismus wird in vereinfachter Weise einem politisch rechten Lager zugeordnet. Die Vergangenheit und die erlebte Gegenwart vieler Menschen lässt aber erkennen, dass Rassismus sich nicht zwangsläufig über die Affinitäten mit rechten Parteien oder Gruppierungen zu erkennen gibt.

Was den Sprachgebrauch seitens kritischer Betroffener anbetrifft:

Ich setze das Morphem „Rass“ in Rass-ismus ja auch nicht in Anführungszeichen. Der Anspruch auf die Existenz des Phänomens und der Kritik daran, sollte über das Wort Rassismus hinaus ausdrückbar sein … .

Es gibt auch in Deutschland immer noch ein Problem der Zuordnung in rassistische Schablonen.

Notiz:

Anstatt von „Ethnizität“ im Vergleich zu sprechen, könnte man von Soziologien, Politiken, Kulturen sprechen, insbesondere wie sie sich überschneiden, benachbart sind oder auseinanderdriften, etc.. Die Fokussierung auf „Ethnizität“ in der menschlichen historisch-politischen Bandbreite – und auf genau dieser ‚Landkarte‘ – bedeutet eben eine ‚Landkarte‘ der Interessen und Konflikte durch diejenigen Seiten, die sich einzumischen suchten und die „andere“ auf eine epistemologisch hegemoniale Weise definieren wollten.

Wie können wir überhaupt glauben, dass wir die Ideen und die Inhalte aller und jeglicher unterschiedlicher Kulturen wirklich wissenschaftlich ‚umgreifen‘ können …

… wenn Kulturen

a.) keine Monolithen sind, niemals … (andere in die Grenzen kultureller Monolithen zu stecken ist ethisch „gefährlich“) und wenn

b.) Kulturen in sich selbst immer im Wandel sind und die Menschen ihnen innerhalb ihrer eigenen Generationsgeschichte kaum noch folgen können, mit „inneren“ Konflikten/Konfliktpotentialen, vor allem angesichts des spezifischen Einflusses und der Einmischung anderer Nationen, wie wir sie z.B. in der Kolonialität/Dekolonialität diskutieren.